Mittwoch, 9. März 2016

Was denn für 'ne vierte Wand?

Manchmal fehlt der deutschen Sprache doch wirklich die richtige imaginative Ausdrucksweise. Was im Englischen so schön "Breaking of the 4the wall" genannt wird, heißt hierzulande "Narrative Metalepse".
Hmm, okay, moving on.

Dabei ist es doch so schön bildlich. Stellt man sich eine Bühne vor, so ist diese eingeschlossen von drei Seiten, in denen sich die Schauspieler bewegen. Die unsichtbare vierte Seite (oder Wand) ist die, die zum Publikum hin gerichtet ist. In klassischen Erzählungen agieren die Schauspieler natürlich so, als wäre das Publikum gar nicht da. Manchmal jedoch durchbrechen sie diese Prämisse durch ein Augenzwinkern ans Publikum, oder indem sie sie sogar direkt ansprechen. Somit 'lehnen' sie sich an diese imaginäre vierte Wand, oder durchbrechen sie sogar vollständig.

Jetzt sagt ihr euch bestimmt: Hey, das kenne ich doch. Hat nicht dieser Deadpool in seinem straffen Spandex-Outfit genau das gemacht?
Ja, genau. Aber Wade Wilson hat diese Erzähltechnik mitnichten erfunden.

Wikipedia wird euch erzählen, dass dies bereits in der Frühromantik (wann war das noch mal?) beliebt war, aber wir finden es in unzähligen modernen Medien.

Fangen wir mal mit dem breiten Feld der Serien an. Schon 'Buffy the Vampire Slayer' hat es geschafft ein Augenzwinkern ans Publikum unterzubringen. Wenn Buffy in 'Once More with Feeling' sagt "Dawn is in danger, it must be Tuesday", dann meint sie, dass Buffy in den USA immer dienstags ausgestrahlt wurde. Insofern ist sie sich in diesem kleinen Moment bewusst, dass sie eine fiktionale Figur ist.

Richtig auf den Putz der vierten Wand haut Francis Underwood in 'House of Cards', indem er immer wieder das Publikum direkt anspricht, in die Kamera gerichtet. 
Witzigerweise eine zweite Serie mit 'House' im Titel, nämlich 'House of Lies' benutzt den gleiche Effekt. Don Cheadle aka Marty stopt den gesamten Ablauf der Szene um mit dem Publikum zu sprechen für ein paar Erklärungen. 4th wall, I hear you coming down in rubbles.

Gerne genommen wird dieser Gag auch in Comics. Deadpool ist wie bereits genannt ein schönes Beispiel dafür, aber auch She-Hulk bricht immer wieder mit den Konventionen. Sie zerreißt grafisch das Titelblatt ihres eigenen Comics, oder rennt auch mal gegen den Rahmen eines Panels. Zum Jubiläum von 'Sensational She-Hulk' gibt es sogar eine ganze Ausgabe, in der She-Hulk mit ihrer Redaktionschefin bespricht, welcher neue Zeichner denn ihrer Figur gerecht werden könnte, nachdem ihr bisheriger Zeichner spurlos verschwunden ist. Sie hat zudem sehr genaue Vorstellungen davon, was sich verkaufen könnte und was nicht.
Auch in Büchern wird gerne mal die vierte Wand unsanft behandelt. In Stephen King's "Dark Tower" (das 2017 verfilmt wird, ich bin schon sehr gespannt), kreiiert der Autor sogar eine richtige Tür in die vierte Wand und tritt dann selbst als Charakter auf. Und vor dem Epilog des letzten Buchs teilt uns King mit, dass wir ruhig das Buch aus der Hand legen dürften, die Erzählung wäre jetzt eigentlich zu Ende.

Offenbar ist die vierte Wand auch in Videospielen ein großes Thema, doch leider bin ich da nicht so versiert um euch gute Beispiel zu nennen. Aber wenn euch etwas einfällt, hinterlasst doch gerne einen Kommentar.
Ich persönlich mag diesen Erzählstil sehr, andere reißt es vielleicht aus ihrer Imagination. Die Gefahr für die Autoren ist natürlich groß, diesen Erzählstil dann einzusetzen, wenn die eigentliche Story nicht viel hergibt. Aber gut dosiert und geschickt genutzt lassen sich mit der Narrativen Metalepse (ja, so heißt es hier halt) schöne Sachen anstellen.


Autorin: Karin
Bildquelle: filmfutter.com

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