Sonntag, 6. März 2016

Filme und ihr Publikum - Deadpool


Letztens war ich im Kino. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches. Die Filmauswahl dagegen sehr. Ich war in Deadpool. Da ich gerade Jessica Jones gesuchtet habe und somit im Marvelverse unterwegs war, mag die Filmwahl gar nicht so merkwürdig erscheinen. Aber: Ich schaue Blockbuster, wie sie so schön genannt werden, eigentlich nie im Kino an. Mag mir vielleicht als Engstirnigkeit angelegt werden, aber so wie bei Büchern, die Bestseller sind, denke ich mir oft: Wenn der Rest der Welt sie anschaut / liest, dann muss ich ja nicht mehr!

An diesem Samstag wollte ich aber unbedingt ins Kino gehen. Und alle anderen interessanten Filme liefen zu Uhrzeiten, die nicht in meinen Zeitplan gepasst haben. Also dachte ich mir: Deadpool klingt ja tatsächlich so absurd, dass er mir schon wieder Spaß machen könnte. (Spoiler: Hat er auch. Vor allem das Spiel mit der Meta-Ebene fand ich absolut großartig!)
Deadpool wurde im größten Kinosaal des sowieso schon sehr großen Mathäser-Kinos in München gezeigt. In dem Saal, der immer für Premieren benutzt wird und in dem wirklich, wirklich viele Leute Platz haben. Super also, um all diese Leute zu beobachten, was ich in den paar Minuten bevor das Licht ausgeht, immer sehr gern tue. Wer wird hier noch für die nächsten zwei Stunden sitzen, wie ist der Altersdurchschnitt, wie die Geschlechterverteilung. Solche Dinge eben. Und oftmals kriegt man ja auch viel von den Leuten vor / hinter / neben einem mit. In diesem Fall? Krass, Alta! Checker vom Feinsten!

Vor mir zwei Kerle, die sich über irgendwas unterhalten haben und ständig schöne Füllwörter wie Alta benutzt haben. Unironisch, möchte ich hinzufügen. Die meinten das wirklich ernst. Zu ihrer Verteidigung muss ich aber sagen: Während des Films haben sie sich sehr gut benommen und sich mit Kommentaren zurückgehalten. Hat man ja auch nicht immer! Links von mir, auf der anderen Seite des Ganges: Selbes Spiel mit ähnlicher Wortwahl. Irgendwie kam ich mir vor wie bei der Hauptversammlung der halbstarken Oberchecker. Und ja, es tut mir leid, aber das ist schon irgendwo auch ein Rückschluss auf den Film, oder? Klar war das Wetter schlecht und wie für einen Kinobesuch gemacht, aber Deadpool erschien mir wie so ein typischer Film, den Prollkerle unbedingt sehen müssen.

Das Publikum sagt viel über einen Film aus. Im Umkehrschluss sagt der Film auch viel über sein Publikum aus. Soll heißen: Die Stellen, an denen gelacht wird, sind meistens sehr aufschlussreich. Oft habe ich ja das Vergnügen, inmitten einer Menge zu sitzen, die sich bei Fäkalhumor (hat Deadpool zur Genüge) nicht mehr einkriegt. Und kommt dann ein wirklich simpler „Nerdwitz“, herrscht verwirrtes Schweigen. Sehr schade, dabei sind gerade die immer wirklich genial gut, durchdacht und perfekt platziert. Stell dir vor, es gibt eine super Anspielung auf die X-Men Filme und keiner lacht... oder aber Stan Lee hat seinen obligatorischen Auftritt. Und. Kein. Mensch. Merkt. Es. Wie kann das sein?! Irgendwie war es faszinierend auf der einen Seite und traurig auf der anderen. Oder sehe ich das auch wieder zu eng?

Man sollte öfter ins Kino gehen. Allein deshalb, weil man so schön Menschen studieren kann. Im Dunkeln. Nein, das soll jetzt nicht creepy klingen. Aber wenn man die Reaktion eines Saals voller Leute auf bestimmte Dinge mitkriegt, dann ist das immer sehr interessant. Manchmal fühlt man sich bestätigt, manchmal ist man überrascht. Manchmal schüttelt man nur noch den Kopf und manchmal hat man das Glück und das Publikum besteht zufällig aus genau den Leuten, mit denen man auf einer Wellenlänge ist. Die an denselben Stellen lachen wie man selbst und bei denselben Cameos und Plottwists reagiert. Vermutlich kommt es auch auf das Kino an, in das man geht.

Mein Lieblingspublikum ist immer im Cinema in der Nymphenburger Straße zu finden. Da habe ich schon bei einer Preview von Star Trek Leute in Uniform getroffen, bei einer Liveübertragung von Coriolanus Shakespeare-Fans über andere Inszenierungen des Stückes quatschen hören, bei Twilight haben die Leute an denselben albernen Stellen (Edward betritt den Raum) gelacht wie ich. Das ist schön, das macht Spaß und irgendwo gibt es einem auch den Glauben an die Menschheit zurück. An die Leute, die eine so umfassende Allgemeinbildung haben, dass sie nicht nur Fäkalhumor verstehen und die auch ganz gut auskommen ohne mehrmals in einem Satz ein „Alta“ zu benutzen.

P.S.: Als das Licht wieder anging, bekam ich ein letztes Mal dazu, das Publikum zu beurteilen bzw. in zwei Gruppen zu teilen. In die Leute, die wissen, welche Besonderheit Marvel-Filme an sich haben. Und in die Leute, die beim Abspann aufstehen und gehen. Die lache ich immer gerne aus. Aber es blieben tatsächlich erstaunlich viele Leute sitzen. Applaus Applaus!

Autorin: Stephie
Bild: foxmovies.com

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