Sonntag, 13. März 2016

Vier Dinge

braucht ein guter Fotograf

  1. Leidenschaft für Fotografie
  2. Natürlich eine gute Kamera
  3. Er muss damit umgehen können
  4. Talent, den richtigen Moment zu erkennen und dann auf den Auslöser zu drücken
Foto: Jörg Ossenbrüggen - man achte auf Bai Lings ausgestreckte Hand 



Punkt 1: Findet man natürlich oft
Punkt 2: Ist schon eine Sache der Finanzen, denn für eine gute Kamera mit entsprechenden Objektive und Zubehör kann man viel Geld ausgeben, stattdessen einen Kleinwagen zu kaufen, ist durchaus realistisch.
Punkt 3: Das setzt schon mal die Leidenschaft für die Fotografie voraus, denn ohne wirkliches Interesse findet man kaum alle Funktionen der guten Kamera raus, erlernt sie, merkt sie sich und weiß, wann und wo er sie nutzen kann.
Punkt 4: Ohne Talent sind Punkt 1 – 3 nutzlos und rausgeworfenes Geld. Ein wirklich guter Fotograf ist ein Künstler und das setzt Talent voraus. Die Technik allein macht es nicht. Ohne Talent entstehen Bilder, zwar in guter Qualität aber häufig leb- und lieblos. Gestellte Fotos, in denen man z.B. jemand positioniert und dann auf den Auslöser drückt, sind keine Kunst. Die Kunst ist, gute Fotos zu machen, die „aus dem Bauch raus“ geschossen werden und einmalige Momente einfangen.


Der tätowierte Bayer und der Preiß im Rollstuhl

Foto: Nanny Gerit Schwanengel
Foto: Stefanie Grabbert
















Es gibt natürlich viele solche Ausnahmetalente, aber auf weltberühmte Fotografen, deren Stundensatz jenseits von Gut und Böse liegt, will ich hier nicht eingehen. Ist auch nicht nötig, da ich zwei genial gute Fotografen in meinem Freundeskreis habe. Die beiden habe ich mal im FedCon Insider als „ziemlich beste Freunde“ bezeichnet: Jörg „Cordesh“ Ossenbrüggen und Christian Hacker.

Ich selbst bin absolut talentfrei, was das Fotografieren angeht. Meine Katzen- und Gartenfotos, mit denen ich euch gern auf Twitter bespaße, sind mit dem Handy gemacht, denn eine Kamera, egal ob billig oder teuer, wäre bei mir rausgeworfenes Geld. Was ich aber gut kann, ist gute Fotos erkennen: Fotos mit Leben, in denen die Stimmung rüberkommt, Momentaufnahmen, die mehr sagen als Worte das je können und genau das haben die beiden wirklich drauf.

Convention-Fotografie ist nicht einfach. So ziemlich jeder Fotograf ist schon mal an den Lichtverhältnissen im Saal verzweifelt, da ist nichts mit ausleuchten und die Leute in Position stellen. Da braucht es diesen einen Moment, in dem das Licht kurz passt, der Moment auf der Bühne zum Foto einlädt, die Position des Fotografen sollte auch stimmen, und dann muss genau der Moment kommen, in dem die Stimmung auf der Bühne visuell für den Fotografen sichtbar ist, also mit der Kamera eingefangen werden kann. In diesem Moment gehört natürlich auch ein bisschen Glück dazu, aber ohne die Punkte 1-4 hilft hier gar nichts.

Foto: Christian Hacker

Und dann gibt es da noch die Sache mit den Interviews. Jeder liest sie gern, jeder will tolle Fotos dazu sehen – aber am besten keine gestellten Fotos, man will schon sehen, wie das im Moment des Interviews war, war alles so entspannt, wie es im Text rüberkommt, stimmte die Chemie zwischen Interviewtem und Interviewer und natürlich ist man neugierig, wie sieht es dort aus?

Foto: Jörg Ossenbrüggen
Foto: Christian Hacker















Ein Fotograf kann hier natürlich schlecht das Interview störten und sagen, „Könnt ihr mal bitte … unsere Leser wollen ja ein gutes Bild sehen“ usw. Nein, der Fotograf muss hier so unauffällig seine Bilder machen, dass die beiden, die das Interview machen, davon gar nichts mitbekommen. Cordesh rollt hier still und leise und heimlich rum und drückt so ganz nebenbei im richtigen Moment auf den Auslöser. Christian Hacker beherrscht diese Kunst ebenso, nur dass er eben nicht rollt, sondern unauffällig im Raum umherschleicht. Man nimmt beide gar nicht wahr. Natürlich machen beide auch gern am Ende eines jeweiligen Interviews die sogenannten gestellten Fotos, aber die zeigen nur ein paar freundliche Gesichter, keine Stimmung, das schaffen nur die Momentaufnahmen.

In all den Jahren, in denen ich beruflich jeden Tag mit den Fotos der beiden gearbeitet habe, war ich immer wieder erstaunt, wie Jörg und Christian es schafften, mir immer genau die Fotos zu liefern, die ich brauchte. Egal ob ich ein sogenanntes „Knallerfoto“ als Header für einen Bericht brauchte, Interview-Fotos mit Leben, Fotos kostümierter Fans, Großaufnahmen bestimmter Stars, egal was, immer hatte einer der beiden genau das, was ich brauchte. Auch wenn es vorher mal hieß, „Nein, diesmal ist kein Knallerfoto dabei, aber ich schicke dir Bilder, kannst ja mal schauen“. Es war doch was dabei, immer.

Foto: Jörg Ossenbrüggen
Foto: Jörg Ossenbrüggen















Wer schon mal eine Profikamera in die Hand genommen hat, weiß wie schwer die Dinger sind. Fotografie auf einem Level, wie die beiden es machen, ist auch körperlich sehr anstrengend. Ihr müsst euch nur mal vorstellen, es gibt einen Interview-Termin. Alle sind da, nur der Stargast verspätet sich um eine Stunde. Kann passieren, ist ja auch nicht schlimm, aber denkt mal an den Fotografen, der auch warten muss. Immer mit der Kamera im Anschlag, weil man ja gar nicht weiß, dass es wirklich noch eine Stunde dauert, bis der Schauspieler kommt, der vielleicht in der Fotosession oder Autogrammstunde noch nicht fertig ist. Da ist man schon mal verschwitzt, durstig und entnervt, bis es losgeht. Trotzdem wird dann natürlich erwartet, dass die Fotos in Topqualität sind. Das erfordert jede Menge Disziplin, die Christian und Jörg wirklich haben.

Sie haben sich auf einer Con kennengelernt, angefreundet und sind mittlerweile ziemlich beste Freunde, wie das bei einem „kracherten“ Bayer und einem Preißn im Rollstuhl selten vorkommt. Daran bin ich wohl nicht ganz unschuldig, weil ich die beiden irgendwann vor Jahren dazu verdonnert habe, Con-Fotografen zu werden. Man möge mir das verzeihen …

Es gibt wenig Fotos von mir, die ich wirklich mag. Die zwei mag ich und sage damit Danke für die jahrelange tolle Zusammenarbeit! 

Foto: Jörg Ossenbrüggen
Foto: Christian Hacker 





















Autor: Brigitte  

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