Montag, 7. März 2016

15 years of Conventions


Die Stargäste, meine Highlights – aber ohne Lowlights (die erspare ich euch lieber)

Wenn man auf einer Convention arbeitet und dazu auch noch für die Koordination und Durchführung der Interviews zuständig ist, trifft man alle Stargäste auch mal Backstage. Dort lernt man sie dann richtig kennen und sieht hinter das Bühnen-, Fotosession- und Autogrammstunden-Gesicht.

Backstage konnte ich immer gut erkennen, welcher Stargast wirklich nett ist, echtes Interesse an den Fans und der Convention hat. Stargäste, die supernett zum Team sind, deren Arbeit loben, sich mit den Leuten dort anfreunden und die, die auch die Fangeschenke in Ehren halten und sie mit nach Hause nehmen.

Und natürlich die Kandidaten, über die ich hier besser nicht schreibe. Es gibt da einen Satz, der für jeden ein Rotes Tuch ist: „Is this a part of my contract?“ oder „This isn't a part of my contract.“
Diese Leute waren bei mir immer sofort unten durch und ich mochte sie einfach nicht mehr. Das ging teilweise so weit, dass ich so manche Lieblingsserie nicht mehr anschauen konnte und wohl auch in Zukunft nie mehr anschauen kann, weil Stargast X (nein, ich nenne immer noch keine Namen) mich auf einer Convention mit einer derartigen Aussage geärgert hat.

Aber lassen wir das jetzt, kommen wir zu meinen persönlichen Favoriten aus 15 Jahren Conventions:



Teil 1:
FedCons

William Shatner
Foto: Jörg Ossenbrüggen
Sein Ruf bei den Fans ist zweigeteilt. Ich denke, das liegt auch daran, dass er kein Schleimer, Heuchler und gespieltes Knuddelmonster in den Fotosessions ist, denen dann nach der Fotosession das „freundliche“ Lächeln entgleist und die dann nur noch Manager und/oder Betreuer anmaulen. Das alles liegt ihm nicht, es ist einfach nicht sein Stil. Shatner ist grundehrlich und, was besonders wichtig ist, es liegt ihm unheimlich viel an seinen Fans. Ich war auf der FedCon 21 bei einer Diskussion da bei, die er mit seinem Con-Manager und den Betreuern geführt hat. Shatner wollte unbedingt am Con-Sonntag, dass alle Fans, die sein Panel am Vortrag nur auf der Leinwand im Nebensaal sehen konnten, am Sonntag im Hauptsaal live erleben können. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie enttäuscht er war, als ihm erklärt werden musste, dass das alles Tagesgäste waren und dass die am Sonntag nicht mehr da sind. Als er diese Enttäuschung geschluckt hatte, regte er eine weitere Autogrammstunde und eine weitere Fotosession an, weil es seiner Meinung nach einfach nicht geht, dass auch nur ein einziger Fan ohne Autogramm oder Foto nach Hause geht.
Diese Einstellung den Fans gegenüber, die er öffentlich kaum so zeigt, hat mich zutiefst beeindruckt.
Lustig war auch, als ich realisiert habe, dass er sabbernde und schleimende Mitarbeiter nicht leiden kann und die vor lauter Sabbern gleich mal vergessen, ihm ein Glas Wasser dort hinzustellen, wo er es während einer Rede auch wirklich erreichen konnte. Er merkt sich Gesichter gut und ist dann ein Meister darin, Leute zu ignorieren oder freundlich zu behandeln.
Wer ihm auf Twitter folgt, kann das manchmal auch feststellen.


Leonard Nimoy
Foto: con-photos
FedCon 14: Ich war noch nicht lange bei der Pressebetreuung und hatte jetzt meine erste Pressekonferenz vor mir. Ich konnte die ganze Nacht davor nicht schlafen wofür es wohl drei Gründe gab: Meine erste Pressekonferenz, die ich moderieren musste, Leonard Nimoy, und Jolene Blalock, die erst nicht auffindbar war und dann am Vortrag der Con weit nach Mitternacht doch noch in einem Hotel in Köln gefunden wurde.
Dann kam am Freitag die PK, plötzlich war ich nicht mehr aufgeregt, erst als ich Leonard Nimoy aufrufen musste. Das war schon ein besonderer Moment. Und Nimoy war wirklich ein Gentleman der alten Schule. Erst war er verwirrt, weil die Namensschilder nur auf der Seite der Presse beschriftet waren (den Fehler habe ich nie mehr gemacht) und er nicht wusste, wo er sich hinsetzen muss. Als ich ihn dann eingewiesen habe, kam ein freundliches Dankeschön mit Augenkontakt. Ebenso nochmal ein nettes Dankeschön für meine Arbeit am Ende der PK, als alle verabschiedet waren und den Raum wieder verließen. Viele Stargäste denken gar nicht an sowas, für die ist es selbstverständlich und sie sind froh, wenn die PK vorbei ist und sie die lästige Frau mit dem Mikro nicht mehr sehen müssen.
Ich denke, es ist unter anderem Leonard Nimoy zu verdanken, dass ich den Job dann 10 Jahre wirklich gerne gemacht habe, weil er mich gerade am Anfang wie ein Mensch und nicht wie ein lästiges Inventar behandelt hat, das die Stars mit der PK und später mit Interviews nervt.


Peter Jurasik
Foto: con-photos
Ich habe natürlich Babylon 5 komplett gesehen. Londo Mollari konnte ich nie leiden und das hat sich wohl auf seinen Darsteller Peter Jurasik übertragen, obwohl ich seine schauspielerische Leistung in TRON sehr gut fand. Jurasik war auf dieser Con einer der Stargäste, die mich am wenigsten interessierten, aber genau er hat mich am meisten überrascht.
Positiv an Peter Jurasik fand ich drei Dinge.
  1. Er war super in der Pressekonferenz und hat sich direkt am Ende beim Rausgehen bei mir für die tolle PK bedankt, die ihm unheimlich viel Spaß gemacht hatte. Er meinte noch, PKs sind sonst immer langweilig und ein notwendiges Übel, aber meine PK war anders, ganz besonders.
  2. Ich war tatsächlich mal in einem Panel: Bruce Boxleitner und Peter Jurasik. Dort hat Peter Jurasik auf Fanwunsch kurz Londo Mollari gespielt. So etwas habe ich noch nie erlebt. Es war, als hätte er einen Schalter umgelegt und ohne dass er ein Wort gesagt hat, habe ich den mir verhassten Londo Mollari gesehen. Und als er dann noch sprechen anfangen hat … einfach nur genial!
  3. FedCon-Sonntag, kurz vor der Closing: Peter Jurasik begegnet mir auf der Treppe. Ich will ihm nur kurz freundlich zunicken, er hält mich an, dankt mir für meine ganze Arbeit während des Wochenendes (inkl. der Interviews), nimmt mich in den Arm, knuddelt mich ab und wünscht mir alles Gute.
Solche Menschen, viele von ihnen gab es in den ganzen Jahren wirklich nicht, waren für mich das Salz in der Convention-Suppe, sie haben mir gezeigt, dass sich die ganze Mühe, die ich mir immer in meinem Job gemacht habe, wirklich gelohnt hat.


Manu Intiraymi
Foto: con-photos
FedCon 19 am Donnerstagabend: Es war schon nach Mitternacht, alles war aufgebaut und für die Pressekonferenz am nächsten Tag vorbereitet. Eigentlich wollte ich ins Bett, aber plötzlich kam ich auf die dumme Idee, nochmal ganz kurz runterzugehen und Gerhard Raibles Einladung zu folgen, den Backstage-Bereich am Paramount-Stand zu besuchen. Nur ganz kurz, ich schwöre …
Ich wollte wirklich nach einem Glas Sekt (die Jägermeister-Maschine war bereits leergesoffen, aber das Zeug mag ich ja eh nicht) gleich wieder gehen, als Manu Intiraymi mit seinem Betreuer reinkam, der diesen sofort bei mir ablud. Manu und ich hatten vorher viel über Facebook geschrieben, weil er seine Biographie für das Programmheft unbedingt selbst schreiben wollte. Tja, nach Begrüßung mit Abknuddeln usw. diskutierten wir erst über das Programmheft (er fand sein Bild zu klein), danach über die Con und dann über Gott und die Welt. Plötzlich war es halb Drei und ich musste um 5 Uhr aufstehen … aber es war jede Minute wert. Literweise Kaffee intravenös (Danke an Frau Reisig vom Hotel Maritim Bonn) konnten es am Freitagmorgen wieder richten und ich habe eine gute Pressekonferenz zustande gebracht. Manu Intiraymi und ich ratschten noch öfter auf der Con und am Montagmorgen hat sich Manu dann, als er wieder zum Flughafen musste, vor dem Hotel mit Knuddeln und Bussis auf beide Backen von mir verabschiedet. Stargäste wie er könnten gerne im „berühmten Schrank“ in Augsburg eingesperrt und zu jeder FedCon wieder rausgelassen werden.


Casper Van Dien
Foto: con-photos
FedCon 21: Wenn Schauspieler mir sofort nach deren Ankündigung auf Twitter folgen, ohne dass ich sie dort entdeckt habe, dann ist das schon mal toll. Wenn dann noch PNs und Mails folgen, ist das schon außergewöhnlich. 
Also ein guter Anfang und da mochte ich Casper schon.
Dann hat es sich ergeben, dass ich eine nette Überraschung für die PK planen konnte. Eine Gruppe Fans hatte sich bereiterklärt, in Starship Troopers Cosplay zu kommen und ihn dort – ohne dass er vorher etwas davon mitbekommt – zu begleiten und ihn zu „schützen“. 
Die Überraschung ist gelungen, Casper Van Dien war geplättet und restlos begeistert. So begeistert, dass er „seine Troopers“ während der kompletten Convention nicht mehr vom Haken gelassen hat. Sie waren mit ihm in der Fotosession, im Gelände unterwegs, einfach überall. Und ich habe mich zum ersten Mal an ein Fotosession-Bild gewagt. Nicht um den Bildes wegen, sondern weil Casper Van Dien einfach so nett und begeisterungsfähig war. Er ist ein Fan der FedCon, ein riesen Fan seiner eigenen Filme und ein Fan seiner Fans. Mit einer unheimlichen Energie hat er die FedCon 21 aufgemischt wie kein anderer. Man musste ihn einfach erlebt haben. 



Fortsetzung folgt, in Teil 2 wird es um die HobbitCons gehen. 

Autor: Brigitte

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen