Leonard:
My Fifty-Year Friendship with a Remarkable Man
Englische Bücher lesen
ist normalerweise nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung.
Meist ist es mir zu anstrengend, weil ich nicht alles verstehe,
langsam lesen muss, Seiten wiederholen muss und Wörter nachschlagen
muss, damit ich sie richtig verstehe.
Mit diesem Buch von
William Shatner über seinen Freund und Kollegen Leonard Nimoy war es
anders. Erstens musste ich das Buch lesen, weil ich es von einem sehr
lieben Menschen geschenkt bekomme habe und zweiten interessierte es
mich als Star Trek-Fan der ersten Stunde in Deutschland natürlich
sehr. Zu oft schrieben irgendwelche Gscheidhaferl (aus dem
Bayerischen übersetzt: Schlaumeier) über das Verhältnis der beiden
zueinander. Wie sie konkurriert haben, dass sie sich eigentlich gar
nicht mochten, über Gagenpoker – wer von den beiden eine höhere
Gage verdient hätte usw. Natürlich alles aus „sicherer Quelle“.
Mit diesem Buch aber
konnte ich erfahren, wie alles wirklich war. Waren sie so dick
befreundet, oder war alles nur eine Show für die Fans? Waren sie
Konkurrenten? Was war nach der Zeit von Star Trek? Was wusste Shatner
wirklich über Leonard Nimoy, sein Leben, seinen Werdegang, seinen
Charakter?
Erfreulicherweise ist
dieses Buch sehr leicht lesbar, also auch für Leute wie mich, die
nicht fließend Englisch sprechen und verstehen. Es ist nicht
unbedingt einfach geschrieben, aber trotzdem sehr gut verständlich
und unheimlich spannend.
William Shatner wird ja
oft als arrogant, selbstverliebt und langweilig bezeichnet. Auch bei
seinen Auftritten auf Conventions. Ich durfte ihn vor ein paar Jahren
kennen lernen und kann das absolut nicht bestätigen. Klar lässt er
die Fotosessions einfach über sich ergehen, aber es ist auch nicht
jedermanns Sache, mit den Fans auf Tuchfühlung zu gehen, Grimassen
zu schneiden und hier eine große Fotoshow abzuziehen. Trotzdem
liegen ihm seine Fans wirklich am Herzen. Shatner hat damals darauf
bestanden, dass kein Fan zu kurz kam, jeder sollte sein Autogramm und
sein Foto bekommen, das zog einige Diskussionen mit Betreuer und
Agent nach sich, weil er weitere Autogrammstunden und Fotosessions
abhalten wollte. Ebenso das Thema mit seinen Panels, als nicht alle
Fans in den Hauptsaal passten. Er wollte unbedingt am nächsten Tag,
dass die Leute, die ihn im Nebensaal nur via Bildschirm erleben
konnten, nun in den Hauptsaal durften. Als ihm erklärt wurden, dass
dies Tagesgäste waren, die am Folgetag nicht mehr vor Ort waren,
akzeptierte er das natürlich, aber die Enttäuschung war ihm
anzusehen.
William Shatner ist ein
hochintelligenter Mann, der schnell erkennt, wer ihn nur anschleimt
und wer professionell arbeitet. Er ist zu den richtigen Leuten
höflich und freundlich, sucht den direkten Augenkontakt und benimmt
sich stets wie ein wahrer Gentleman. Seine Fans liegen ihm mehr am
Herzen, als so mancher vermuten würde. Er weiß ganz genau, wem er
seinen Erfolg zu verdanken hat – den Fans! Und das vergisst er auch
nie.
Ich habe William Shatner
als ehrlichen Menschen kennengelernt und darum zweifle ich auch keine
Sekunde an, dass in seinem Buch über Leonard Nimoy die Wahrheit
steht.
Shatner zeigt im Buch
sehr fundiertes Wissen über seinen Freund auf, von der Kindheit, von
den Anfängen seiner Schauspiellaufbahn, als er sich mit
verschiedenen Jobs über Wasser halten musste. Unter anderem jobbte
er als Taxifahrer und hatte sogar mal einen sehr berühmten Fahrgast.
Einfach selbst lesen, dann erfahrt ihr, wer das war. Natürlich
spielt Star Trek im Buch eine sehr große Rolle, von den Anfängen,
bis zu den Kinofilmen, Nimoys Regiearbeiten, das Verhältnis zu Gene
Roddenberry, das nicht immer einfach war. Ebenso wird viel aus Nimoys
Privatleben behandelt, unter anderem das Scheitern seiner Ehe, das
Verhältnis zu seinem Sohn, das nicht immer einfach war. Besonders
interessant finde ich, wie William Shatner ausführlich und Schritt
für Schritt beschreibt, wie Leonard Nimoy seinem Charakter Spock
Leben eingehaucht hat, ihm Persönlichkeit gegeben hat und natürlich
wie es zum vulkanischen Gruß, zum Nackengriff, „faszinierend“
und anderen unverkennbaren Eigenschaften von Spock kam. Am Anfang war
Spock ja nur als Außerirdischer angelegt, ohne Tiefe, ohne
Charaktereigenschaften, einfach nur, um ein Alien in der Serie zu
haben. Erst Leonard Nimoy hat aus Spock das gemacht, was er ist, was
ihn auszeichnet und was den Erfolg von Star Trek ausmacht. Ohne Nimoy
wäre Star Trek nie das geworden, was es ist. Leonard Nimoy hat Spock
gelebt! Und das nicht nur vor der Kamera.
Natürlich wäre Shatner
nicht Shatner, wenn er sich nicht selbst auch in das Buch gut
eingebracht hätte. Er hat das sehr schlau angestellt, indem er immer
Parallelen zu seinem eigenen Werdegang angeführt hat. Er zeigte auf,
was Nimoy zu einem bestimmten Zeitpunkt machte, welche Rollen er
spielte und dann natürlich, was er selbst zu dieser Zeit gemacht
hat. Ich finde, das passt auch sehr gut, weil man die verschiedenen
Arbeiten sieht und miterlebt, wie dann alles zu Star Trek
zusammengeführt hat.
Das Entstehen der
Freundschaft wird gut beschrieben, die beiden waren ja nicht von
Anfang an ziemlich beste Freunde. Auch einige Dinge, die der Fan gern
mal ausblendet, bleiben nicht außen vor, wie Leonard Nimoys Probleme
mit Alkohol. Eifersucht, Differenzen beim Dreh, als Leonhard Nimoy
Regie führte, Späße, als sie sich gegenseitig am Set gefoppt haben
– ich sage nur Fahrrad. Und natürlich geht es auch ausführlich um
den Fotografen Leonard Nimoy.
Ich kann dieses Buch
jedem Fan nur ans Herz legen. Es ist ehrlich, warmherzig und voller
Leidenschaft geschrieben. Meines Wissens gibt es (noch) keine
deutsche Version davon, aber das soll niemand abhalten, die englische
Originalversion zu lesen. Es ist auch für Leute mit mäßigen
Englischkenntnissen sehr gut lesbar und verständlich. Holt euch das
Buch und lest alles über die 50-jährige Freundschaft zwischen
Leonard Nimoy und William Shatner.
Beispielsweise könnt ihr
das Buch hier bei Amazon bestellen.
Autor: Brigitte
Fotos: Brigitte
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