Sonntag, 12. Juni 2016

William Shatner: Leonard

Leonard: My Fifty-Year Friendship with a Remarkable Man


Englische Bücher lesen ist normalerweise nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung. Meist ist es mir zu anstrengend, weil ich nicht alles verstehe, langsam lesen muss, Seiten wiederholen muss und Wörter nachschlagen muss, damit ich sie richtig verstehe.

Mit diesem Buch von William Shatner über seinen Freund und Kollegen Leonard Nimoy war es anders. Erstens musste ich das Buch lesen, weil ich es von einem sehr lieben Menschen geschenkt bekomme habe und zweiten interessierte es mich als Star Trek-Fan der ersten Stunde in Deutschland natürlich sehr. Zu oft schrieben irgendwelche Gscheidhaferl (aus dem Bayerischen übersetzt: Schlaumeier) über das Verhältnis der beiden zueinander. Wie sie konkurriert haben, dass sie sich eigentlich gar nicht mochten, über Gagenpoker – wer von den beiden eine höhere Gage verdient hätte usw. Natürlich alles aus „sicherer Quelle“.
Mit diesem Buch aber konnte ich erfahren, wie alles wirklich war. Waren sie so dick befreundet, oder war alles nur eine Show für die Fans? Waren sie Konkurrenten? Was war nach der Zeit von Star Trek? Was wusste Shatner wirklich über Leonard Nimoy, sein Leben, seinen Werdegang, seinen Charakter?

Erfreulicherweise ist dieses Buch sehr leicht lesbar, also auch für Leute wie mich, die nicht fließend Englisch sprechen und verstehen. Es ist nicht unbedingt einfach geschrieben, aber trotzdem sehr gut verständlich und unheimlich spannend.

William Shatner wird ja oft als arrogant, selbstverliebt und langweilig bezeichnet. Auch bei seinen Auftritten auf Conventions. Ich durfte ihn vor ein paar Jahren kennen lernen und kann das absolut nicht bestätigen. Klar lässt er die Fotosessions einfach über sich ergehen, aber es ist auch nicht jedermanns Sache, mit den Fans auf Tuchfühlung zu gehen, Grimassen zu schneiden und hier eine große Fotoshow abzuziehen. Trotzdem liegen ihm seine Fans wirklich am Herzen. Shatner hat damals darauf bestanden, dass kein Fan zu kurz kam, jeder sollte sein Autogramm und sein Foto bekommen, das zog einige Diskussionen mit Betreuer und Agent nach sich, weil er weitere Autogrammstunden und Fotosessions abhalten wollte. Ebenso das Thema mit seinen Panels, als nicht alle Fans in den Hauptsaal passten. Er wollte unbedingt am nächsten Tag, dass die Leute, die ihn im Nebensaal nur via Bildschirm erleben konnten, nun in den Hauptsaal durften. Als ihm erklärt wurden, dass dies Tagesgäste waren, die am Folgetag nicht mehr vor Ort waren, akzeptierte er das natürlich, aber die Enttäuschung war ihm anzusehen.

William Shatner ist ein hochintelligenter Mann, der schnell erkennt, wer ihn nur anschleimt und wer professionell arbeitet. Er ist zu den richtigen Leuten höflich und freundlich, sucht den direkten Augenkontakt und benimmt sich stets wie ein wahrer Gentleman. Seine Fans liegen ihm mehr am Herzen, als so mancher vermuten würde. Er weiß ganz genau, wem er seinen Erfolg zu verdanken hat – den Fans! Und das vergisst er auch nie.

Ich habe William Shatner als ehrlichen Menschen kennengelernt und darum zweifle ich auch keine Sekunde an, dass in seinem Buch über Leonard Nimoy die Wahrheit steht.



Shatner zeigt im Buch sehr fundiertes Wissen über seinen Freund auf, von der Kindheit, von den Anfängen seiner Schauspiellaufbahn, als er sich mit verschiedenen Jobs über Wasser halten musste. Unter anderem jobbte er als Taxifahrer und hatte sogar mal einen sehr berühmten Fahrgast. Einfach selbst lesen, dann erfahrt ihr, wer das war. Natürlich spielt Star Trek im Buch eine sehr große Rolle, von den Anfängen, bis zu den Kinofilmen, Nimoys Regiearbeiten, das Verhältnis zu Gene Roddenberry, das nicht immer einfach war. Ebenso wird viel aus Nimoys Privatleben behandelt, unter anderem das Scheitern seiner Ehe, das Verhältnis zu seinem Sohn, das nicht immer einfach war. Besonders interessant finde ich, wie William Shatner ausführlich und Schritt für Schritt beschreibt, wie Leonard Nimoy seinem Charakter Spock Leben eingehaucht hat, ihm Persönlichkeit gegeben hat und natürlich wie es zum vulkanischen Gruß, zum Nackengriff, „faszinierend“ und anderen unverkennbaren Eigenschaften von Spock kam. Am Anfang war Spock ja nur als Außerirdischer angelegt, ohne Tiefe, ohne Charaktereigenschaften, einfach nur, um ein Alien in der Serie zu haben. Erst Leonard Nimoy hat aus Spock das gemacht, was er ist, was ihn auszeichnet und was den Erfolg von Star Trek ausmacht. Ohne Nimoy wäre Star Trek nie das geworden, was es ist. Leonard Nimoy hat Spock gelebt! Und das nicht nur vor der Kamera.

Natürlich wäre Shatner nicht Shatner, wenn er sich nicht selbst auch in das Buch gut eingebracht hätte. Er hat das sehr schlau angestellt, indem er immer Parallelen zu seinem eigenen Werdegang angeführt hat. Er zeigte auf, was Nimoy zu einem bestimmten Zeitpunkt machte, welche Rollen er spielte und dann natürlich, was er selbst zu dieser Zeit gemacht hat. Ich finde, das passt auch sehr gut, weil man die verschiedenen Arbeiten sieht und miterlebt, wie dann alles zu Star Trek zusammengeführt hat.

Das Entstehen der Freundschaft wird gut beschrieben, die beiden waren ja nicht von Anfang an ziemlich beste Freunde. Auch einige Dinge, die der Fan gern mal ausblendet, bleiben nicht außen vor, wie Leonard Nimoys Probleme mit Alkohol. Eifersucht, Differenzen beim Dreh, als Leonhard Nimoy Regie führte, Späße, als sie sich gegenseitig am Set gefoppt haben – ich sage nur Fahrrad. Und natürlich geht es auch ausführlich um den Fotografen Leonard Nimoy.







Ich kann dieses Buch jedem Fan nur ans Herz legen. Es ist ehrlich, warmherzig und voller Leidenschaft geschrieben. Meines Wissens gibt es (noch) keine deutsche Version davon, aber das soll niemand abhalten, die englische Originalversion zu lesen. Es ist auch für Leute mit mäßigen Englischkenntnissen sehr gut lesbar und verständlich. Holt euch das Buch und lest alles über die 50-jährige Freundschaft zwischen Leonard Nimoy und William Shatner.









Beispielsweise könnt ihr das Buch hier bei Amazon bestellen.

Autor: Brigitte

Fotos: Brigitte 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen