Dienstag, 20. September 2016

Raumpatrouille



1966 – ich war 7 Jahre alt und saß vor dem Fernseher. Meine Mutter kam rein und schimpfte los: „Mach den Schmarrn aus, das ist nichts für dich!“ Ich: „Aber das ist Raumschiff Orion, das will ich sehen.“
Ich habe mich natürlich, obwohl ich erst 7 war, durchgesetzt. Das konnte ich schon immer gut. Keine Ahnung, welche Folge das war, aber ich war begeistert und mit Raumpatrouille war meine Liebe für Science Fiction und Raumschiffe im Besonderen geboren.

Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, ob ich die Wiederholungen 1968 gesehen habe, aber 1975 weiß ich es noch ganz genau. Zu dieser Zeit erschienen die Geschichten um Major Cliff Allister McLane und seiner Mannschaft auch als Heftromane und das nicht nur bis Folge 7. Die Geschichte wurde weiter erzählt, was für mich natürlich besonders spannend war. Die Orion durfte weitere Abenteuer erleben, es kamen andere Außerirdische dazu, die nicht so bösartig wie die Frogs waren usw.

Folge: Kampf um die Sonne
Folge: Deserteure















Unabdingbar war zu dieser Zeit natürlich auch, dass man als Fan alle Folgen auf Audio-Kassette hatte. Ihr wisst schon, diese Dinger, wie hier in meinen Originalfotos zu sehen, die man mit Bleistift und Kuli aufrollen und mit Tesa reparieren konnte. Ich habe die Kassetten so oft gehört, dass ich heute noch alle, aber wirklich alle Dialoge auswendig kann. Gestern Abend lief zum 50. Geburtstag der Serie „Rücksturz ins Kino“ im Fernsehen und ich hätte wirklich mitsprechen können.

Was ist so faszinierend an Raumpatrouille? In den 60er Jahren war das für mich das Raumschiff im Weltall und dass Menschen zu den Sternen reisen konnten. 1975 habe ich natürlich mehr begriffen, ich verstand, dass auch Raumpatrouille eine Multi-Kulti-Besatzung hatte und das bereits im Vorspann klar machte. „Es gibt keine Nationalstaaten mehr. Es gibt nur noch die Menschheit und ihre Kolonien im Weltraum.“ Dazu kam das noch die Unterwasserstartbasis, das Starlight Casino, die tollen Frisuren der Frauen, die herrlich lustigen Tänze und vor allem das wunderschöne Raumschiff. Ich finde die Orion viel schöner als die Enterprise.



1966 bis 1975 merkte man auch noch nichts davon, wie „schlecht“ die Tricks für heutige Verhältnisse sind. Ich finde sie auch heute noch besser und realistischer als die vielen Green Screen Aufnahmen, die mittlerweile ja üblich und ach so toll sind und die Filme so künstlich machen. Niemand kann mir erzählen, dass das, obwohl technisch einwandfrei, wirklich echt aussieht. Tut es nicht, man sieht und spürt es, es ist alles künstlich zusammengebaut.

Auch hat damals niemand so wirklich gemerkt, dass die Orion mit Bügeleisen, Bleistiftspitzer, Plastikbechern und vielem anderen mehr ausgestattet war, das es in Haushaltswaren-, Schreibwaren- und Fachgeschäften für Bauartikel gab. Als ich davon erfahren habe, musste ich erst mal suchen, um all die Dinge zu enttarnen, und das dauerte schon einige Folgen. Gerade die Bleistiftspitzer habe ich nur schwer entdeckt. Die Leute von der Requisite mussten noch wirklich kreativ sein. Vor allem der Aufbau der Sets erforderte schon einiges an Arbeit, die ja heute wegfällt, weil man ja gerne nur den grünen Vorhang benutzt. Sehr schade.

Da Raumpatrouille für mich bedingt durch die Kassetten immer mehr Audio als Video war, besticht die Serie noch heute für mich durch die vielen guten Dialoge. Wer erinnert sich noch um die Debatte in der Folge „Planet außer Kurs“, wer denn bei einer Evakuierung der Erde überleben dürfte. „Wer hat das größere Recht zu leben? Wollen Sie das entscheiden?“
Oder in der ersten Folge „Angriff aus dem All“, als die Oberste Raumbehörde kapiert, dass da draußen Aliens sind. „Meinen Sie wirklich, dass wir die einzigen sind, die addieren und multiplizieren können?“

Diese messerscharf geschliffenen Dialoge machen für mich einen Großteil des Zaubers von Raumpatrouille aus. Auch heute hat die Serie dadurch nichts von ihrer Faszination verloren, auch wenn die Technik des Filmens längst überholt ist. Aber vielleicht besinnt man sich ja irgendwann wieder auf die Anfänge der Tricks, um Filmen und Serien wieder mehr Echtheit zu geben.

Einen Episodenguide zu Raumpatrouille gibt es immer noch hier auf Robots & Dragons: http://www.robots-and-dragons.de/archiv/raumpatrouille-orion/episodenguide

Autor: Brigitte
Fotos: SWR/ARD, Brigitte








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